Bei „Safe to Run“, dem vierten Album der Sängerin und Songwriterin Esther Rose, stimmt alles. Es ist der stille Höhepunkt jahrelanger Beschäftigung mit einer sich entwickelnden Kunst und präsentiert Roses stets lebendige, detaillierte emotionale Szenen mit einem neuen Maß an Klarheit und Kontrolle. Wie bei früheren Werken verwandelt ihr Songwriting das Chaos und die Ungewissheit eines Lebens im Gange, aber hier führt sie ein neu entdecktes Pop-Element ein, das selbst den dunkelsten Abschnitten der Reise unerschütterlich eingängige Hooks verleiht. Rose wirft einen unverblümten Blick auf ihre eigenen Verletzlichkeiten sowie auf allgemeinere Sorgen und nimmt sich dabei irgendwie nie allzu ernst. Dies manifestiert sich in „Dream Girl“ als Kritik am heimtückischen Sexismus der Musikindustrie, verschmilzt aber in „Chet Baker“ schnell zu einer verschwommenen Erinnerungslandschaft an das Spelunken-Drama und den Schwebezustand ihrer frühen Zwanziger. Das Lied „Safe to Run“ (ein wunderschönes Duett mit Alynda Segarra von Hurray for the Riff Raff) verbindet direkt das Persönliche mit dem Globalen und überlagert das Gefühl spiritueller Vertreibung mit der größeren, drohenden Angst vor Klimatrauer. Rose atmet in einer Zeile die Ekstase der Natur ein und macht sich ein paar Takte später über sich selbst lustig. Bei den meisten ihrer Lieder sind Geister im Raum, aber sie hat sie eingeladen und macht bei ein oder zwei Drinks Witze mit ihnen. Letztendlich werden all diese neuen Fortschritte zu Lichtblicken im Hintergrund, während sie sich in die Gesamtwirkung der Songs selbst einfügen. Esther Rose übersetzt ihre Welt in elf kuriose und fesselnde Szenen. Während die Songs einzeln atemberaubend sind, fühlt es sich an, als würde man „Safe to Run“ als Ganzes aufnehmen, als würde man Zeuge werden, wie etwas Gestalt annimmt, als würde man die Kopfzerbrechen der Höhe und die langsame Rückkehr zum Gleichgewicht erleben, wenn sich die Wolken zu lichten beginnen.